Grünes Notausgangsschild, links, nach rechts weisend, und freundlicher Tux-Pinguin, rechts, auf orangem Hintergrund
Foto: DDP auf Unsplash, Tux-Pinguin: gg3po, I. Gabovitch, GPL, via Wikimedia Commons, Montage: Kleindatenverein, CC BY-SA 4.0.

Den Kleindatenverein gibt es seit 2025 auch in Berlin. Die imaginierte Datscha steht im Stadtteil Moabit, der in jeder Hinsicht aufregend ist. Vor allem, was die Umstiege betrifft. Nehmen wir den öffentlichen Verkehr. Am Hauptbahnhof ist der Umstieg von Allem zu Allem möglich. Im Westen Moabits fahren Regionalzüge über die neue Strecke zum Hauptbahnhof, und irgendwann in Zukunft wird es dort eine Station mit Umstiegsmöglichkeiten geben. Die noch junge Tramlinie 10 macht den Umstieg zur U-Bahnlinie 9 möglich und irgendwann in Zukunft auch zur Ringbahn an der Jungfernheide. 

Und dann gibt es einen anderen Verkehr, der unsere Daten transportiert - den Datenverkehr. Welche Umstiegsmöglichkeiten haben wir dazu in Moabit und zwischen welchen Strecken? Stellen wir es uns bildhaft vor. Die eine Strecke verläuft wie im dichten Verkehr mit vielen Abgasen, Straßenmauten und seltsamen Gestalten, die von uns für die Weiterfahrt viele persönliche Informationen verlangen oder uns diese einfach unbemerkt aus der Tasche ziehen. Es wird unterwegs viel Zuckerhaltiges verkauft, wovon wir immer mehr wollen, alles blinkt und überfordert. Manchmal bleibt unser Wagen stehen, wir sehen die Meldung leuchten: “Windows kann nicht gestartet werden”. In den letzten Monaten steht das weltweit auf hundertmillionen Wagen, pardon, Rechnern: Die Mindestanforderungen für die Weiterfahrt seien nicht erfüllt. “Kaufen Sie sich ein neues Modell, freuen Sie sich auf die KI, die alle paar Sekunden Screenshots macht, damit Mircrosoft Sie lückenlos überwachen kann. Freuen Sie sich auf noch mehr personalisierte Werbung, alles wird noch mehr leuchten, blinken und klingeln. Und Ha-Ha, Sie werden noch weniger durchblicken, dass es uns lediglich um mehr Geld und personenbezogene Daten geht. Elektroschrott - egal, Datenschutz - egal, Energieverbrauch - egal!” Eine süßliche Stimme, eine komische Botschaft. Als Frist wurde der 14. Oktober 2025 angegeben, an dem die kostenlosen Software-Updates, Sicherheitsupdates und technischer Support von Windows 10 enden. Verbraucherverbände protestierten. Der Onkel Microsoft hat daraufhin unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen eine Verlängerung um ein Jahr angeboten.

Bei diesem Spiel muss niemand mitmachen. Es gibt schönere Strecken entlang ruhiger Landschaften und mit klar kommunizierten Regeln. Dort werden wir auch in kleineren Wagen respektiert und beachtet und unterliegen nicht einer Werbungsflut. Wo sind solche Strecken zu finden und wer bietet Alternativen? Der Onkel Linux macht es. Er ist ganz entspannt und geduldig, gibt jedem noch so alten Wagen, pardon, Rechner, die Chance, das Leben in Würde fortzusetzen.

Spaß beiseite. Verschiedenen Schätzungen zufolgen können weltweit 180 - 240 Millionen Rechner nicht mehr auf Windows 11 umgestellt werden. Die meisten seien im Gesundheits- und Finanzwesen sowie im privaten Bereich in Anwendung. Die Verbraucherzentrale spricht von über 30 Millionen Rechnern allein in Deutschland. Ohne Sicherheitsupdates sind diese Rechner anfälliger für Schadsoftware, die unsere Gesundeheits- und Finanzdaten stehlen, manipulieren, unbrauchbar machen oder missbrauchen kann. Die Vorstellung, dass Krankenkassen, Artzpraxen und Banken nun leichter gehackt werden können, ist äußerst beunruhigend.

Wo die Macht jedoch konkret in privaten Händen liegt, ist bei unseren eigenen Rechnern. Und hier spielt die Musik in Moabit. Statt von einem Windows zum anderen zu wechseln und dafür womöglich ein neues Gerät kaufen zu müssen, können wir das alte Gerät meist problemlos mit Linux weiternutzen, alle notwendigen Updates inklusive. Der Umstieg zu Linux ist eine Wohltat - für sich selbst, für die Umwelt, für die Datenleitungen, für den Geldbeutel. Die Umstiegsstationen in Moabit sind hier:

An diesen Orten kann jede:r verschiedene Linux-Betriebssysteme ausprobieren und installieren (lassen). Wer Linux selber installieren möchte, findet gute Anleitungen online. Es ist wirklich keine Raketenwissenschaft. Wichtig in jedem Fall: Vorher alle persönlichen Daten zum Beispiel auf einer externen Festplatte  abspeichern, denn sonst würden sie bei der Neuinstallation verlorengehen. Wenn das kein Grund ist, endlich mal digital aufzuräumen!

Nach dem Umstieg von Windows können wir staunen, wie ruhig und schnell der Rechner ist, weil keine unnötigen Programme laufen. Kein Nutzerkonto ist erforderlich. Im Installationspaket ist alles enthalten, was im Alltag gebraucht wird: Webbrowser Firefox, Mailprogramm Thunderbird, Text- und Tabellenverarbeitungsprogramm LibreOffice (kann viel mehr als Text und Tabellen und kann mit Dateiformaten aus Microsoft Office arbeiten), Programme zum Betrachten von PDFs und Bildern und einiges mehr. Das alles ist Open-Source, was bedeutet, dass die Entwicklung von vielen passionierten Menschen weltweit als ein Gemeinschaftsprojekt vorangetrieben wird. Es fallen keine Lizenzgebühren für die Nutzung von Linux und allen enthaltenen Programmen an. Das ist ein Antimodell dafür, wie Big Tech funktioniert.

Das Betriebssystem Linux, die darin enthaltenen Programme und die Beratung in den genannten Vereinen ist kostenlos - aus Überzeugung, dass Information und Kommunikation ohne Einschränkungen für Alle verfügbar sein und jeder Mensch den Schutz seiner Daten in der Hand haben sollte. Damit solche Projekte weiterhin möglich sind, brauchen sie unsere Unterstützung: Spendet ihnen Zeit, Wissen, Münzen und Scheine oder funktionierende Altgeräte.

Und der Kleindatenverein? Natürlich ist er auch ein großer Linux-Fan, ist gelegentlich am Topio-Stand und war bei der Linux-Installparty vom Digitalzebra am 12.10.2025 im Stadtschloss Moabit dabei. Wenn ihr neugierig geworden seid, lautet die Ansage: “Zur umwelt- und datenschutzfreundlichen Alternative Linux steigen Sie bitte in Berlin-Moabit um.”